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Diskussionsanreiz zur Erweiterung der Fußgängerzone

„Die Bundesstadt Bonn möchte die Straßen Rathausgasse, Am Hof und Wesselstraße umgestalten. Der Straßenzug soll eine höhere Aufenthaltsqualität bekommen, mehr Grün und insgesamt aufgewertet werden. Der Verkehr soll beruhigt und das Radfahren sicherer werden. Nicht zuletzt ist es das Ziel, das Hauptgebäude der Universität stärker in die Innenstadt und ihre Fußgängerzone einzubeziehen.“

So ist das Intro einer Pressemeldung der Stadt Bonn, die wie folgt fortgesetzt wird.

Die „Variante 2+“ ist durch breite Seitenräume und eine schmale Fahrgasse gekennzeichnet. In Richtung Zentralem Omnibusbahnhof werden die fließenden Verkehre im Mischverkehr bei Tempo 20 geführt, in Richtung Rhein ist nur der Radverkehr zugelassen, und soll einen optisch und haptisch (fühlbar) abgetrennten Streifen (2m breit) erhalten. Gleichzeitig stehen in den Seitenräumen großzügige Flächen zur Verfügung, die insbesondere für breite Gehwege, Begrünung und Ladezonen, aber auch für Sitz- und Radabstellmöglichkeiten genutzt werden können.

 

Variante 4 kennzeichnet eine schmale Fahrgasse, einen Zweirichtungsradweg und beidseitige Seitenräume. Damit steht dem Radverkehr eine eigene Spur in beide Fahrtrichtungen zur Verfügung, so dass die verbleibenden Kfz- und Busverkehre weitgehend getrennt vom Radverkehr geführt werden. Im Vergleich zur Variante 2+ ist der Flächenbedarf für den fließenden Verkehr in der Variante 4 größer, sodass hier in den Seitenräumen weniger Platz für die obengenannten Nutzungen und Angebote zur Verfügung steht. 

 

 

Bild: Situation in der Straße am Hof; hier Behinderungen durch Lieferverkehr

Foto: Jürgen Huber

 

Unser Autor Jürgen Huber hat diesen Beitrag in seiner Verantwortung eingebracht. Jürgen Huber möchte Sie dazu animieren, doch Ihre geschätzte Meinung hier in den Kommentaren kundzutun. Bitte beachten Sie dabei, dass nur konstruktive und sachliche Kommentare unter Einhaltung der Nettikette akzeptiert werden. Vielleicht helfen wir auf diese Art und Weise dem Rat und der Stadtverwaltung bei einer Entscheidung.

 

Beitragsbild: Haltestelle Markt an einem Sonntag. Foto: Jürgen Huber

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Kommentare: 15
  • #1

    Johannes Schubert-Bender (Dienstag, 14 März 2023 07:53)

    Mit der deutschen Genauigkeit würde ich sagen, Räder und Busse haben in der Fußgängerzone nichts zu suchen. Das war jetzt Provokation. Aber mal ehrlich, da wird die Fußgängerzone erweitert, und es ist tatsächlich im Gespräch, einen Zweirichtungsradweg in der Fußgängerzone einzurichten. Das Radfahren wird in Bonn vollkommen überbewertet. Der Radentscheid geht hier zu weit! Als Unterzeichner desselben sage ich, so nicht! Wir brauchen das Rad zur Verkehrswende, es ist aber nicht die Verkehrswende! Werdet alle vernünftig und denkt mal drüber nach, was da geplant ist. Und bevor viel Geld in die Hand genommen wird gestaltet einfach den Bereich Fußgängerfreundlicher um, belasst die Verkehrsregelung so wie sie ist. Für blinde und spontane Aktionen haben wir Bonner schon zuviel Geld bezahlt, auch für den City Ring! Übrigens wird in Remagen am Rheinufer der "Rheinradweg" für wenige 100 Meter unterbrochen, wegen eines Fußgängerbereiches!

  • #2

    Sébastien (Dienstag, 14 März 2023 11:49)

    Was sonst als das Rad ist die Verkehrswende? Der PKW mit E-Motor? Auch Bonn muß so gestaltet werden, dass der PKW die letzte Option ist um die gewünschte Mobilität zu erreichen. In Bonn bin ich mit dem Rad schneller am Ziel als mit dem Bus und wenn die Fahrradstruktur verbessert wird, können das auch (Noch)Ältere und Kinder.
    Und zum Schluß: Die Regelung in Remagen ist vollkommen aus der Zeit gefallen. Das kann man besser machen ohne den Radverkehr auzubremsen.

  • #3

    Jürgen Huber @ Sebastien (Dienstag, 14 März 2023 12:40)

    Ich zähle zu den Menschen, die sich schon im Rentenalter befinden. Wenn ich von meinem Wohnort Mehlem nach Bonn mit dem Bus fahre, benötige ich 40 Minuten, mit dem Rad 50 Minuten. Ich möchte selber entscheiden können, ob ich mit dem Rad oder dem Bus fahre! Wenn ich am Rhein spazieren gehe, sehe ich bei schönem Wetter sehr viele Radfahrende, bei schlechtem Wetter wie heute reduzieren die sich ganz gewaltig. Somit ist das Rad garantiert nicht das "Verkehrsmittel der Verkehrswende". Wenn wir nicht Fußgehende; Radfahrende und ÖPNV auf einen Nenner bringen wird das nichts mit der Verkehrswende. Auch die jetzt jungen Menschen werden einmal alt! Dann wird das anders gesehen, garantiert!

  • #4

    Gisela von Mutius (Dienstag, 14 März 2023 14:57)

    Als Vorstandmitglied im Verein "Mehr Demokratie NRW" habe ich vor Beginn des Bürgerbegehrens den ADFC/den Radentscheid beraten, später Unterschriften dafür gesammelt und mich über den Erfolg gefreut. Heute teile ich die Meinung von Johannes Schubert-Bender: Wir brauchen das Rad zur Verkehrswende, aber
    es ist nicht die Verkehrsende
    Ich bin zu wenig Verkehrsexpertin, um die Situation in der Rathausgasse kompetent beurteilen und mich für eine der Alternativen entscheiden zu können, aber ich vertraue auf den langjährigen Sachverstand der Mitglieder des VF. Und mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass in einer alternden Gesellschaft die Zahlen, mit denen der ADFC und der Radentscheid bei der beabsichtigten Steigerung des Radverkehrs hantieren, völlig unrealistisch sind. Autofahrer*innen steigen m. E. auf Bus und Bahn um, wenn diese Verkehrsmittel pünktlich, gut getaktet, sauber, für alle bezahlbar und billiger sind als der PKW (alle Kosten eingerechnet!) sind. Es wird sicher in Zukunft mehr Radler*innen geben, aber niemals in den gewaltigen Dimensionen, die dem ADFC/dem Radentscheid vorschweben.
    Ich bin dafür, dass die Prüfung der Verwaltung abgewartet werden sollte, ehe eine definitive Entscheidung getroffen wird.

  • #5

    Karl-Heinz Rochlitz (Dienstag, 14 März 2023 15:24)

    "Umweltspuren" für die gemeinsame Nutzung von Bussen und Radfahrern sind eigentlich nur eine Notlösung, wenn es nicht anders geht. Auf solchen Spuren droht der Missstand, dass langsame Radfahrer die Busse ausbremsen, sich aber selbst dann auch massiv bedrängt fühlen.
    Im Bereich der Haltestelle "Markt" kommt hinzu, dass man als Radfahrer Richtung Hauptbahnhof nicht weiß, wie man sich als Radfahrer hinter einem haltenden Bus verhalten soll: Unter Umständen in einer Dieselwolke (gibt es einstweilen ja noch) ein, bisweilen anderthalb Minuten warten? Oder vorbeifahren und dann vom wieder losfahrenden Bus bedrängt werden? Noch schlimmer: Man fährt gerade am Bus vorbei, und der setzt sich auf gleicher Höhe in Bewegung ... sehr unschön und auch massiv gefährlich. Und alles schon erlebt. ich weiß nicht, wie ich mich dann als Radfahrer richtig verhalten soll. Auch wenn Fußgänger mit Vorrang sieht, sollte man sich dieses Problems bewusst sein.
    Insofern plädiere ich für einen Zweirichtungsradweg, meinetwegen auch mit Tempo 20, denn Radfahrer sollen hier natürlich NICHT schnell fahren und müssen mit querenden Fußgängern rechnen; vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, ihnen trotz Zweirichtungsradweg den Vorrang einzuräumen. Busse und Radfahrer gemeinsam halte ich für eine schlechte Lösung.

  • #6

    Sébastien (Dienstag, 14 März 2023 17:41)

    Natürlich soll jeder selbst entscheiden, welches Verkehrsmittel gewählt wird. Ich fahre halt lieber 50 Minuten Fahrrad als 30 Minuten Bus. Zumal die Bushaltestelle meistens nicht da ist, wo ich hin will.
    Ich denke, ein gemeinsamer Nenner könnte sein, dass der MIV nur einspurig geführt wird und Busse sowie der Radverkehr weitestgehend eigene Spuren haben. Natürlich gibt es Begegnungsbereiche in denen man Rücksicht aufeinander nehmen muß, doch sollten diese Gefahrenbereiche so selten wie möglich und für alle Beteiligten eindeutig in der Verkehrsführung sein. Deutlich weniger Parkplätze am Straßenrand sind hier auch hilfreich. Carsharing könnte helfen. In der Rathausgasse ist es erlebbar, wieviel Raum da ist, wenn keine PKWs rumstehen.
    Übrigens gehen auch deutlich weniger Menchen bei schlechtem Wetter spazieren, was bedauerlich ist.
    Doch mir geht es vorallem um die Wege, die man aus irgeneinem Grund machen muß -Arbeit, Arztbesuche, Besprechungstermine etc- hierfür muß die Infrastruktur so gestaltet werden, dass das Auto stehen bleibt - oder noch besser abgeschafft wird.
    Und in der Rathausgasse ist der Zweirichtungsradweg für mich die optimale Lösung die ja auch von der SWB bevorzugt wird. Einen Grund dafür, dass die Fahrräder nicht so schnell wie die Busse fahren dürfen kann ich aber nicht erkennen. Abgesehen davon, dass der Anteil der Radfahrenden, die schneller als 20km/h fahren wohl deutlich unter 20% liegen dürfte.

  • #7

    Jürgen Huber (Mittwoch, 15 März 2023 09:35)

    In einem uns vorliegenden Schreiben wird von einem Zuwachs von 42.400 Bonner-Radfahrenden, die pro Tag 10 KM mit dem Rad zurücklegen müssen, gesprochen. Sind diese Zahlen seriös?
    Dabei wäre alles so einfach, würden sich die deutlich sichtbaren Fronten nicht verhärten. Wo ist denn die gegenseitige Rücksichtnahme, wenn Radfahrende durch die Fußgängerzone brettern als seien sie auf einem Radschnellweg? Wenn Autofahrende die Radfahrenden abdrängen, als seien sie gar nicht existent? Mit etwas mehr Rücksichtnahme wäre das Leben in vielen Bereichen angenehmer.
    Und wieso müssen wir einen Radweg durch die City bauen, wenn parallel eine wunderbare Möglichkeit besteht, in angenehmer Umgebung des Hofgartens Rad zu fahren?
    Und noch was zu den Radwegen im Allgemeinen. Statt über neue Radschnellwege zu reden, sollten erst einmal die vorhandenen Wege instand gehalten werden. Nur ein Beispiel: Am John MC Cloy Ufer in Mehlem kann ein Radweg nach Regenfällen nur mit U-Booten befahren werden. Für andere Radwege wäre ein Mountainbike nötig, so "hubbelig" sind die. Mit angenehm zu befahrenden Radwegen bekommen wir vielleicht mehr Autofahrende aufs Rad!

  • #8

    Sébastien (Mittwoch, 15 März 2023 10:48)

    Rücksichtnahme ist die erste und wichtigste Verkehrsregel, da gibt es von niemanden Widerspruch. Wir müssen aber auch sehen, dass nicht alle aufgestellten Regeln von allen eingehalten werden. Es geht meines Erachtens darum, einerseits die Einhaltung der Regeln durch gute Struktur zu unterstützen und andererseits dies auch zu kontrollieren.
    Wir müssen auch keinen Radweg durch die City bauen, sondern wie oft vom VF gefordert, dem MIV Flächen wegnehmen und in Radwege wandeln. Die Rathausgasse bietet sich da wunderbar an. Denn den Busverkehr kann man hier nicht entfernen, schließlich ist es eine der Hauptstrecken mit den hochfrequentierten Haltestellen. Und diese Menge Busse durch eine als Fußgängerzone genannte Fläche zu leiten wäre schon sehr seltsam.
    Zu den Zahlen: Wenn man die Klimaziele erreichen will, muß rechnerisch dieser Zuwachs im Radverkehr erreicht werden. Es könnte aber auch eine Strukturänderung umgesetzt werden, die die vielen Wege die heute im MIV zurückgelegt werden überflüssig machen.
    Eine der Wichtigkeit des Rades entsprechende, also vorzügliche, Instandhaltung des Radwegenetzes wäre wirklich wunderbar, nicht nur am MC Cloy Ufer sondern auch in der Rheinaue.

  • #9

    Herand (Mittwoch, 15 März 2023 11:18)

    Es ist verständlich, dass Busse und Radfahrer für eine Verkehrswende einen größeren Raum bekommen.
    Aber wenn heute zwischen Innenstadt und Uni Gehwege nur 2,50 Meter aufweisen, und auch in Zukunft, wegen dem Zweirichtungsradweg erst recht, dann finde ich es schon problematisch. Wie steht der ADFC zu den Pollern? Sie nehmen den Fussgänger Platz weg...
    Die Uni hat nach der Baustelle durch die Sanierung des Hauptgebäudes sicher nichts dagegen, Radverkehr durch den Hofgarten zu führen. Wichtig ist dass der ADFC klärt, wie die Kreuzung Belderberg/Rathausgasse angebunden werden soll in einen Zweirichtungsradweg Rathausgasse! Und wie am Hof/Am Neutor in der Enge funktionieren soll neben Bussen/Lieferflächen?! Hat sich die Pläne dort mal jemand angeschaut?
    LG, Herand

  • #10

    Sebastien (Mittwoch, 15 März 2023 11:35)

    Ich kann nicht für den ADFC sprechen weiß aber, dass in den verschiedenen Gremien die Poller und Drängelgitter kritisch gesehen werden und dies auch gegenüber der Stadt Bonn geäußert wird. Ich denke 90% der Poller behindern Fußgänger:innen und Radfahrende mehr als den MIV, müssen also weg.

    Ein letztes Mal mein Kommentar zum Hofgarten: Das ist eine Freizeitfläche und dort flanieren die Leute. Wenn der Radverkehr hier zunimmt, wird auch der Konflikt zwischen den Nutzern zunehmen. Das möchte ich nicht.

    Die Parkplätze in der Straße Am Neutor sollten entfernt werden. Dann können Busse und Radfahrende dort gut miteinander leben - ohne die Fußgänger:innen zu bedrängen.

    Es gibt keine Schwierigkeit, den angedachten Zweirichtungsradweg anzubinden und die Pläne wurden angeschaut. Ist doch klar.

    Ich setz mich jetzt mal aufs Rad und verabschiede mich aus diesem Forum.

  • #11

    Karl Hahn (Mittwoch, 15 März 2023)

    Es ist unfassbar, wie faktenbefreit hier argumentiert wird. ADFC und Radentscheid machen keine Vorgaben zur zukünftigen Fahrradnutzung in Bonn. Sie fordern lediglich die Einhaltung dessen, was demokratisch beschlossen wurde. Der Rat der Stadt Bonn hat im Rahmen der Klimabeschlüsse bereits 2019 beschlossen, dass der Anteil des Umweltverbundes am Modal-Split auf 75% steigen soll. Das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW schreibt eine Steigerung des Radverkehrs am Modal-Split auf 25% vor, ebenso der Klimaplan der Stadt Bonn. Und an die angeblichen Freunde des Busverkehrs: die SWB sagt in ihrer Stellungnahme zu Uni trifft City ganz klar: wir wollen keinen ShareSpace, dass verschlechtert den ÖPNV in ganz Bonn. Für die SWB ist eine Verkehrsführung bei der Busse und Radfahrer getrennt fahren, die beste Lösung. So geht Mobilitätswende, ganz ohne die billige Polemik gegen den Radverkehr hier.

  • #12

    Karl-Heinz Rochlitz (Mittwoch, 15 März 2023 17:10)

    Wenn hier immer wieder der Radweg durch den Hofgarten als Alternative angeführt wird, obwohl sich auch dort massive Konflikte mit Fußgängern ergeben würden, möge bedenken: Man erreicht über ihn z.B. vom Kaiserplatz aus weder Ziele z.B. im Bereich der Bonner Oper sowie auch nicht den Rhein. Dieser Radweg erfüllt überhaupt nicht die Bedingung für ein sicheres, attraktives und durchgängiges Radverkehrsnetz.
    Im Straßenzug "Am Hof" ergeben sich für Radfahrer erhebliche Gefahren bei der Fahrt Richtung Hauptbahnhof durch die am "Markt" haltenden Busse (kann man vorbeifahren oder nicht?). Die Sicherheitsbedenken des ADFC sind völlig berechtigt und von mir selbst mehrfach erlebt. Offensichtlich wird aber hier von vielen, die den Fußgängerverkehr favorisieren, dieser Sicherheitsaspekt ignoriert. Das ist sehr schade und bedenklich.
    Insgesamt drängt sich hier wie auch in der sonstigen Diskussion abseits dieses Blogs der Eindruck einer gewissen "ADFC-Feindlichkeit" ("Lobbyverband quasi nur für Radfahrer") auf, auch mit der Erwähnung des Zahlenbeispiels "Zuwachs von 42.400 Bonner-Radfahrenden, die pro Tag 10 KM mit dem Rad zurücklegen müssen". Richtig ist, dass pro Tag für die beschlossenen (!) Modalsplitziele 424.000 Personenkilometer auf das Fahrrad verlagert werden müssen. Um diesen großen Auftrag zu veranschaulichen, hat der ADFC halt mit einem Tageskilometersatz von 10 km gerechnet. Das wird junverständlicherweise negativ gewertet.
    Insgesamt halte ich den Ansatz, ausgerechnet den größten Verkehrsverband in Bonn, den ADFC, aus dem Verkehrsforum "hinauszukomplimentieren", für verhängnisvoll. Auch der VCD ist für den Zweirichtungsradweg, und zwar nach Abwägung aller Vor- und Nachteile.

  • #13

    Hildegard Kinzel (Freitag, 17 März 2023 17:37)

    Es darf daran erinnert werden, dass der Masterplan Innere Stadt als alle Belange integrierendes Gesamtkonzept für die Entwicklung der Inneren Stadt in einem demokratischen abwägenden Prozess unter intensiver Beteiligung aller gesellschaftlich relevanten Akteure erarbeitet wurde. Dass nun einzelne der beteiligten Akteure ADFC, SWB und Uni ausscheren und sich von dem erzielten Konsens zur dringend gebotenen städtebaulichen Aufwertung verabschieden, überrascht, wurde doch seinerzeit die Zielrichtung Fußgängerzone (unter Mitnutzung durch Busse und Radfahrende) vereinbart, dies in Kenntnis, dass über die Rathausgasse eine Hauptroute für den Radverkehr und ÖPNV verläuft.

    Insbesondere verwundert die Argumentation der Universität „Radfahrende würden auf der selben Spur mit den Bussen geführt, wodurch den Radfahrenden ein großes Unsicherheitsgefühl vermittelt würde.“ „Bei stehenden Bussen an der Haltestelle am Markt seien die Radfahrer gezwungen, hinter den Fahrzeugen zu warten“. Würde der Rat dieser Argumentation folgen, müsste er konsequenterweise alle Umweltspuren wieder beseitigen, weil sich auch dort Busse und Radfahrende die Spur teilen und Radfahrende hinter dem Bus an Haltestellen warten müssen.

    Die Entscheidung der Ratsmehrheit, das Ergebnis eines demokratischen Entscheidungsprozesses mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, zeugt von großem Respekt vor demokratischen Entscheidungsstrukturen und dem Willen, diesen für die Stadtentwicklung bedeutsamen Bereich im Herzen der Stadt zukunftsfähig zu gestalten, und so das baukulturelle und stadtgeschichtliche Erbe besser erlebbar zu machen. Bonner Münster, Kreuzkirche, Altes Rathaus, Universität/kurfürstliches Schloss mit Hofgarten verdienen es, adäquat präsentiert zu werden.
    Demgegenüber empfinde ich das Vorgehen der Verwaltung gleich in mehrfacher Hinsicht als irritierend. Die Verwaltung verliert sich im technokratischen Kleinklein und vergisst das große Ziel. Die Oberbürgermeisterin legt eine Vorlage zur Entscheidung vor, ohne jedwede Erklärung für die Abweichungen vom Masterplan Innere Stadt und vom Koalitionsvertrag ihrer Partei und deren Koalitionspartnern. Der Rat soll auf die Schnelle zwischen Pest und Cholera wählen, zwischen einer Festschreibung der derzeitigen Situation, die mit viel Steuergeld etwas aufgehübscht wird oder der Erfüllung von Wünschen der Radfahrerlobby mit einer deutlichen Verschlimmbesserung der derzeitigen Situation durch einen abgetrennten Beidrichtungsradweg. Dem geschichtsträchtigen, von vielen Touristen besuchten Bereich droht das Schicksal der Viktoriabrücke, eine weitere Verunstaltung mit grellen Plastikschrott und einer neuen künstlich geschaffenen Gefahrenstelle im Kreuzungsbereich Belderberg, kein Raum zum Flanieren und sinnlichen Erleben unserer Stadtgeschichte, auf die jeder Bonner Stolz sein müsste.
    Man kann sich nur wünschen, dass die Mehrheit des Rates das große Ganze weiterhin im Blick behält und sich gegen einen abgetrennten Beidrichtungsradweg ausspricht. Ein Vertagen der Entscheidung bis zur abschließen Klärung der Rahmenbedingungen ist allemal besser als ein Millionen teurer, häßlicher Schnellschuss, der dann wegen der Förderbindung über Jahrzehnte erhalten bleiben muss.

  • #14

    Sebastien (Samstag, 18 März 2023 20:43)

    Inhaltlich möchte ich nur eine Frage stellen (sonst schreibe ich mir hier einen Wolf): Wie flaniert
    man auf einer Strecke auf der gefühlt jede Minute ein Bus fährt?

  • #15

    Cendrine Lelieux an Sebastien (Sonntag, 19 März 2023 07:48)

    Wenn Sie an der Haltestelle Markt auf einen Bus warten, dauert die Ankunft des Busses gefühlt 15 Minuten! Genug Zeit zum Flanieren!