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Eine Fahrt mit dem "Wasserstoffbus"

 Ein leises Summen verkündet seine Ankunft, so wie es die Radfahrer*innen hören, wenn sie sich einen Berg hinauf kämpfen und von einem E-Bike überholt werden. Denn der Bus, den ich bereits im letzten Jahr benutzt habe ist ein wasserstoffangetriebener Linienbus. Zwei Busse des Types „Van Hool 330“ wurden von der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) im Jahre 2014 als Vorserienmodell von dem belgischen Hersteller van Hool angeschafft. Aufgrund der guten Erfahrungen mit diesen beiden Fahrzeugen erhielt Van Hool von der RVK den Auftrag, 35 Busse dieses Typs herzustellen und ab Ende 2019 auszuliefern. Dieses ist die größte Bestellung für Wasserstoffbusse, die jemals in Europa getätigt wurde und ein nicht unerheblicher Beitrag zum Umweltschutz.

Auf dem Dach befinden sich die Wasserstofftanks und die Hochvoltbatterie. Die Brennstoffzelle vom Typ FCvelocity-HD85+ ist im Heck verbaut. Zudem werden zwei Elektromotoren mit je 85 kW angetrieben. Die Batterie wird von der Brennstoffzelle mit Energie versorgt. Bei hohem Leistungsbedarf können sowohl Batterie als auch Brennstoffzelle die Elektromotoren mit Strom versorgen.Im Normalfall kommt die Energie nur aus der Batterie. Die bestellten Busse sind mit zwölf Metern etwas kürzer als der auf den Fotos zu sehende Bus und haben hinten nur eine Achse.

Der Bus kann 33 sitzende und 67 stehende Personen befördern und hat Platz für einen Rollstuhlfahrer sowie einen Kinderwagen gleichzeitig.

Die von mir interviewten Fahrgäste zeigten sich sehr zufrieden mit dem Komfort des Busses und der geringen Geräuschbelastung. Dass hier im Gebiet des Umweltschutzes ein großer Beitrag geleistet wird, haben sie stolz verkündet.

Die Anwohner von Straßen mit regem Busverkehr wünschen sich sehnlichst die Einführung dieser leisen Busse.

Als Bonbönchen kommt noch obendrauf, dass der Wasserstoff in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes Hürth hergestellt wird, eigentlich ist hergestellt in diesem Falle die falsche Ansage, denn der hier getankte Wasserstoff ist ein Abfallprodukt der chemischen Industrie.

In einer Brennstoffzelle reagieren Wasserstoff (H2) – der gasförmig bei 350 bar in den Tanks auf dem Dach mitgeführt wird – und Sauerstoff (O) – der aus der Umgebungsluft gefiltert wird – unter der Abgabe von elektrischer Energie und Wärme zu Wasser (H2O).  Die Busse fahren somit rein elektrisch, wobei die einzige „Emission“ reines Wasser bzw. Wasserdampf ist.

Die RVK hat meiner Meinung einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, weg vom rein batteriebetriebenen Fahrzeug.

Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Regionalverkehr Köln GmbH für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung der Mitfahrt und die kompetenten Auskünfte bei der Recherche

Dann ist ja auch gar nicht so abwegig, über einen Brennstoffzellenzug nach zu denken!

Und richtig, seit September 2018 fährt im Norden der Republik ein sogenannter Brennstoffzellenzug. Dieses ist ein Triebwagen, der mit Wasserstoff angetrieben wird.  Über eine intelligente Elektronik wird die beim Bremsvorgang erzeugte Energie in zwei leistungsstarken Batterien gespeichert, die das Anfahren des Zuges unterstützen..

Da in den nächsten zwei Jahrzehnten gute 100 Dieseltriebzüge ihr Lebensende erreicht haben werden, ist der Brennstoffzellenzug ein großer Hoffnungsträger für den emissionsarmen Eisenbahnverkehr! Das Land Niedersachsen wird einen fast dreistelligen Millionenbetrag zur Anschaffung von weiteren Zügen bereitstellen.

Ist der Zug auch in den Anschaffungskosten teurer, soll er sich dennoch nach ca. einem Drittel seiner Lebenszeit durch die geringeren Betriebskosten bezahlt machen.

Zugegebenermaßen, es ist noch nicht alles so optimal, denn zur Wasserstoffgewinnung ist Strom erforderlich, der natürlich nicht aus Kohle- oder gar Atomkraftwerken kommen darf! Auch der Energiebedarf zur Wasserstoffherstellung ist erheblich höher als beim Elektrofahrzeug. Hier wird schon mit Sonnenenergie experimentiert, auch am Fuße eines Windparkes könnte ein Wasserstoffkraftwerk entstehen. Wie oben zu lesen, kann auch der "Abfall" aus der chemischen Industrie verwendet werden.

Es wäre wünschenswert, wenn bei der nächsten Ausschreibung zum Nahverkehr dieser Zug als Bedingung verlangt wird.

 

Bildquellen: Die Bilder des Triebwagens wurde freundlicherweise von der Firma Alstom zur Verfügung gestellt.

Bilder des Wasserstoffbusses sind Eigentum von Jürgen Huber

Text zum Bus ist ein Gemeinschaftswerk der Mitarbeiter*innen der RVK und von Jürgen Huber.

Text zum Zug ist Eigentum von Jürgen Huber